Freitag, 28. Oktober 2011

In Tenebra VIII)

 
VIII) Schwärze

Eine Kuh flog durch den Wald, begleitet von einem kleinen lila Eichhörnchen, das tollwütige auf ihrem Rücken herumturnte. Ein Huhn kam hinzu und trank ein Tässchen Gras mit einer wollenen Ente. Ein Büffel sauste vorbei, der gerade von einer Maus in vollem Galopp umgerannt wurde.
„Mir ist schlecht. Alles dreht sich .. und warum zur Hölle ist das Schwein da türkis?! Und wo sind die anderen und … ich bin müde .. ach lasst mich doch in Ruhe ihr ganzen Farben .. ihr nervt mich ! Hört auf euch zu drehen !“
Und tatsächlich, das bunte Wirrwarr hielt endlich in all seiner Bewegung inne.
„ Huch, das klappt ja sogar. So und jetzt will ich eine Wiese anstelle dieser komischen Flecken !“
Kaum hatte sie den Gedanken zu ende gedacht, verformten sich die bunten Muster, die um sie herumschwirrten und bildeten eine schöne Frühlingswiese mit Blumen und sogar ein paar Vögeln, die fröhlich aber lautlos zwitscherten.
„Hey, das wird ja richtig hübsch ! Wenn jetzt noch der Himmel blau werden könnte?“
Der Himmel blieb wie er war. Ein Chaos von knall bunten Sternen und Schlieren, die unentwegt in Bewegung waren.
„Okay... scheinbar hat auch hier alles gewisse Regelmäßigkeiten.“
Nali lief einige Meter, bis sie auf Skarel traf, der sich gerade in einiger Entfernung aus dem tiefen Gras empor gekämpft hatte. Dort wo er auftrat verwirbelte sich das Gras und kehrte für einige Sekundenbruchteile wieder in seine Ausgangssituation zurück.
„Nali, endlich habe ich dich gefunden !“
„Skarel, du.. hier? Wo um alles in der Welt sind wir hier?“
„Das, Nali ist dein Inneres“
„Oweh in mir siehts aber ganz schön durcheinander aus und was machst du denn dann eigentlich in mir?“
„Ich hab dich gesucht. Unsere Körper wurden irgendwie außer Gefecht gesetzt. Auf Menschen dürfte das Gift wie Schlafmittel wirken, während es für uns wesentlich schlimmere Folgen hat.“
„Für Menschen.. aber was sind wir denn dann?“
„Das wirst du zu einem späteren Zeitpunkt herausfinden müssen, dafür ist jetzt nicht die Zeit. Jedenfalls müssen wir Efry suchen, der muss irgendwo hier auch herumlungern, schließlich redet er ja mit dir im Geiste. Also muss in dir auch irgendwo ein Teil seiner Seele stecken.“
„Ach Skarel, lass mich einfach schlafen!“
„Nein Nali, dafür ist jetzt keine Zeit. Wir müssen uns beeilen, sonst wachen wir vielleicht nie wieder auf. Komm, da geht es lang.“

Die beiden liefen an den Rand der Wiese und vor ihnen erhob sich eine majestätische Landschaft aus farbigen Flecken. Die weitläufige Graslandschaft auf der sie gelandet waren schwebte in der Luft in einem Tal aus bläulichem Gestein. Oder waren das überhaupt Steine? Bei jedem ihrer Schritte wirbelten Nali und Skarel einen Teil des Bodens auf, der sich in bunte Lichter aufteilte.
„Skarel, was ist das hier alles? Aus was besteht die Welt die uns gerade umgibt?“
„Um darauf eine Antwort zu finden, musst du erst einmal herausfinden was wir sind Nali. Ich weiß es ja selbst nicht genau, da ich schon seid ich denken an bei den Wüstennomaden meine Heimat hatte. Ich bemerkte nur dass ich... anders aussah als der Rest des Stammes.“
„Soll das etwa heißen, dass wir von gleicher Abstammung sind , Skarel? Also hatte Efry doch Recht, als er meinte du erinnerst ihn an mich.“
„Ich gehe zumindest davon aus. Der einzigen Unterschiede sind, dass ich orange Augen und rote Haare habe und du rote Augen und schwarze Haare. Ansonsten sehen wir uns recht ähnlich, findest du nicht? Wir haben beide spitzere Zähne als alle anderen, können viel besser Sehen und viel schneller laufen.“
„Das weiß ich nicht, ich werde doch immer von Efry mitgenommen.“
„So und jetzt müssen wir sehen, wie wir von dieser schwebenden Insel herunterkommen. Nali, es ist dein Geist. Versuch doch einmal aus deinen Gedanken eine Brücke oder etwas ähnliches zu formen.“
Nali dachte an eine wunderschön verschnörkelte Brücke mit Pflanzen und Bögen und allem was eine Märchenbrücke so alles braucht.
Die Lichtfunken in ihrer Nähe stoben auf und beeilten sich, eine Brücke zu bilden. Gerade als Skarel seinen Fuß darauf setzen wollte löste sich in einem Funkenregen auf.
„So funktioniert das nicht. Vielleicht versuchst du es mal mit etwas Schlichterem?“
„Ist gut.“
Diesmal dachte Nali an eine einfache Brücke aus Holzplanken, wie sie sie während ihrer Reise oft passiert hatten. Wieder flogen Lichtfunken zusammen und bildeten eine Brücke, die zum Fuß der Senke reichte. Wieder versuchte Skarel sie zu begehen, dieses Mal jedoch mit wesentlich mehr Vorsicht. Die Brücke hielt. Auch Nali überredete sich dann auf die Brücke zu treten und ihr Werk zu begutachten.
„Das hat ja wunderbar geklappt meine Liebe. Scheinbar kannst du alles hier manipulieren, weil es genau genommen ein Teil von dir sein dürfte.“
„Das ist gar nicht mal so einfach wie es vielleicht aussieht! Kostet alles unglaublich viel Konzentration.“
Sie gingen die lange Brücke hinab und fanden sich in der Senke wieder. Die Seiten des Bassins waren ein einziger Wasserfall, der sich geräuschlos die hohen Klippen herabstürzte , nur dass es eben kein Wasser war, das seinen Weg an den Grund des Kraters fand sondern die altbekannten Lichtfunken. Am Oberen Ende musste eine unglaubliche Menge Funken vorhanden sein, da die ganzen seltsamen Flüsse in der Mitte der rundlichen Felslandschaft durch ein bodenloses Loch abflossen.
Als sie gerade wieder zumindest für den Moment festen Boden unter den Füßen hatten, sahen sie auch schon Efry, der irgendwie anders aussah. Efry war nun nicht mehr pechschwarz und mit leuchtenden Augen versehen, sondern hatte einen eigentümlich leuchtende, hellblaue Färbung und grell gelb funkelnde Augen bekommen. Alles in allem stand ihm das recht gut, auch wenn es sehr ungewohnt für Nali war, die Efry eben nur als ihren Schatten-Beschützer kannte.
Außerdem konnte Efry hier sprechen. Auch Skarel konnte endlich die samtige, weiche Stimme hören, mit der er sonst nur für Nali hörbar in ihrem Kopf sprach. Aber irgendwie klang alles was er sagte fremd; fremd und doch vertraut. Aber was noch viel unfassbarer war: Nali konnte die Sprache verstehen,Skarel ebenso, obwohl keiner der beiden sich daran erinnern konnte sie je zuvor gehört zu haben.
„Na, da seid ihr ja endlich. Beeilt euch ! Ich möchte, dass meine Nali möglichst schnell wieder aufwacht. Folgt mir zur Mitte des Bassins.. Dort fließt Nalis Lebensenergie ab. Sie hat zum Glück noch genug übrig, aber dennoch sollte das Leck verschlossen und keine Energie verschwendet werden.“
Nali war fassungslos. „Efry. Wie? Wo? Wann? Was? Warum? Und vor Allem: warum zur Hölle weiß jeder wo es in mir langgeht, außer mir selbst?!“
„Nali überleg doch mal. Ich kann in der Welt da draußen mir der reden, in deinem Inneren als diese Gestalt hier.. meine wahre Gestalt. Nur bist du normalerweise eher weniger in dir, als du es im Moment bist, da sich den gesamter Körper zurückgezogen hat. Was der Orangeäugige hier macht, weiß ich nun wiederum auch nicht. Kommt, steigt auf. Ich bringe euch schnell zum Leck.“
Nali und Skarel stiegen auf Efrys Rücken und er rannte los. Es geschahen nur wenige Augenblicke, oder waren es Stunden? Seltsam, wenn man ohne jegliches Zeitgefühl durch sein Inneres streift.... Jedenfalls blieb Efry irgendwann stehen und lies Nali und Skarel von seinem Rücken klettern.
„So, da wären wir. Jetzt musst du das Leck schließen Nali, genau so wie du das auch vorhin mit der Brücke gemacht hast. Ich helfe dir dabei. Stell dir am besten einen riesigen Stöpsel vor.“
„ich versuch es.“
Gesagt getan und schon steckte ein riesiger Stöpsel in dem großen, klaffenden Loch in Nalis Geist.
„Gut gemacht, mein Kleines. Da das jetzt aber noch relativ unschön aussieht... probiere doch mal den Pfropfen auszuhöhlen und ihm die Struktur eines Sees zu geben.“
Nali dachte an den schönen See mit dem Wasserfall an dem sie einige Tage zuvor noch in der Sonne gelegen hatten. Und in diesem Moment bildete sich ein detailgetreues Abbild eben jenes Sees vor ihr, mit allen Blumen Klippen und Beerensträuchern aus den Funken die eben noch den riesigen Pfropfen gebildet hatten. Fast augenblicklich füllte sich der neu entstandene See mit Funken und es sah wunderschön aus, wie das flüssige Licht in seiner bunten Farbenpracht herumwirbelte und hin und her schwappte.
„Das sollte genügen. Lass mich euch zurückbringe.. ich bin gerade dabei euch zu befreien.“
Mit diesen Worten hauchte Efry Nali und Skarel an die Stirn.
Die bunte Welt verschwamm vor Nalis Augen und sie wurde wieder von einem Schatten umfangen und schließlich hatte sie die schwarze Bodenlosigkeit eingeholt.

Donnerstag, 27. Oktober 2011

In Tenebra VI)

 
VI) Ein sehr schöner Ort

Als es dämmerte packten die Freunde ihre Sachen zusammen und begannen ihren langen und beschwerlichen Weg durch die Wüste. Sie mussten bis zum Abend warten, denn tagsüber war es in der weitläufigen Sandhölle so erdrückend heiß, dass man unmöglich weitere Strecken zurücklegen konnte. Nali wurde wie immer von Efry getragen und schlief wie ein Murmeltier, während Benjamin und Savara ständig auf einer großen Landkarte ihren Weg verfolgten und versuchten sich in dem monotonen beige der Wüste zu orientieren. Skarel rettete sie mehrmalig vor aufziehenden Sandstürmen, die ihnen sonst die Haut blutig gescheuert hätten. Der Wachhauptmann schien ein besonderes Talent darin zu haben Wetterveränderungen vorherzusehen, oder aber Nali hatte mit ihrer Theorie recht, die behauptete sie hätte Skarel einige Minuten vor der letzten Sandsturmwarnung mit einem Falken reden gehört.
Nach einigen mehr oder weniger beschwerlichen Tagen kam auch Sachaka, Skarels Weggefährtin zurück. Es war eine große Erleichterung, dass sie endlich einmal ohne die zusätzliche Belastung durch ihr schweres Reisegepäck laufen konnten und Sachaka konnte all ihr Gepäck auf einmal tragen, ohne dass sie in kleinster Weise in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt worden wäre.
Nach zehn Tage schließlich kamen schon wieder Bäume in Sicht und fünf Tage darauf lies nichts in ihrer Umgebung mehr auf die Präsenz einer Wüste schließen. Sie waren nur am Rand der Wüste entlanggelaufen. Die Reise durch das Herz der Sandhölle hätten sie nicht überlebt, da man dort mehrere Tage lang nicht einen einzigen Tropfen Wasser aufgefunden hätte.
Sie begrüßten die Abwechslung und Vielfalt der Waldes, nachdem sie wochenlang nur Sand gesehen hatten. Benjamin, Selena und Nali ergriff eine gewisse Erleichterung, da die drei nicht an die brütende Hitze der Wüstenlandschaft gewohnt sind und nun froh darüber waren, wieder die Schatten spendenden Blätter über ihren Köpfen zu haben. Savara und Skarel fühlten sich wiederum unbehaglich zwischen all den Bäumen, da sie ja in der Einöde bei Nomadenstämmen aufgewachsen waren. Am schlimmsten in den Tagen der Wanderung war allerdings Varel der in jedem Busch ein Versteck für einen Beobachter oder Verfolger sah und den Benjamin nur schwerlich davon abhalten konnte sich auf jedes Tier zu stürzen, das in irgendeiner Weise Lärm erzeugte.
Nach einigen weiteren Stunden der stillen Wanderung legten sie eine Pause an einem kleinen See ein, der von einem Wasserfall gespeist wurde, der sich tosend von einigen hohen Klippen stürzte.
Nali verkündete, dass sie nun schwimmen gehen würde und auch Efry stürzte sich sofort ins kühle Nass. Es platschte zwei mal und beide wurden von dem tiefen blau des Sees verschluckt. Die Wasserfläche war wieder ebenso still und spiegelglatt wie sie noch einige Augenblicke vorher gewesen war.
Nach einiger Zeit machten sich Benjamin und Selena sorgen um Nali und Efry und sprangen ebenfalls in das tiefe Gewässer. Doch auch zu dritt konnten sie keine Spur der beiden entdecken. Doch gerade als sie anfingen sich ernsthaft sorgen um sie zu machen schlug das Wasser ein Stück neben Benjamin Blasen und Nali tauchte daraus hervor während sie das ganze Wasser aus ihren Lungen prustete und hustete. Bei ihrem letzten Anfall kam sogar ein kleiner Fisch zwischen ihren Zähnchen zum Vorschein, der sich schleunigst aus dem Staub machte, als Nali ihn wieder in den Fluss zurück spuckte. Trotz Nalis offensichtlichem Unwohlsein konnten Benjamin, Varel , Selena , Savara und Skarel bei diesem Anblick einen Lachanfall nicht unterdrücken. Alle lachten so herzhaft und lange, wie schon seid langer Zeit nicht mehr.
Als Benjamin wieder zu Atem kam stellte er erstaunt fest: „Nali, ich wusste ja gar nicht, dass du so lange die Luft anhalten kannst!“ „Ich auch nicht“ erwiderte sie, immer noch prustend.
Unter ihr tauchte dann endlich auch Efry auf und trug sie auf seinem Rücken über das Wasser.
Es dauerte eine gewisse Zeit, bis sie Skarel und Savara davon überzeugen konnten ihnen Gesellschaft zu leisten und noch viele weitere Minuten und einiges an Schieben und Ziehen bis letztendlich auch Sachaka davon überzeugt werden konnte, ihren schuppigen Leib dem Wasser zu überlassen.
Erst spät am Nachmittag kroch Nali auf einen Felsvorsprung am Flussufer, rollte sich zusammen wie ein kleines Kätzchen, wobei bei diesem Vergleich die spitzen, weißen Zähnchen ihr Übriges taten, verkündete, dass dies ein sehr schöner Ort sei und schlief kurz darauf ein, während sie die warme Sonne auf ihrem Rücken fühlte. Efry verschmolz wieder mit ihrem Schatten um sich seinerseits von den Strapazen des Tages zu erholen. Nach kurzer Zeit gesellte sich auch Sachaka zu ihnen , streckte ihren schuppigen und stacheligen Körper der Länge nach aus und lies sich ebenfalls von der warmen Nachmittagssonne, die noch hoch am Himmel stand, wärmen.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

In Tenebra V)

V) Die feinen Herren

Als Savara ihn erneut fragte, drehte Skarel sich um und ging ein paar Schritte. Als er zurückkam, das Gesicht vor Schmerz und Sorge verzogen, begann er zu erzählen.
„Sie kamen in der letzten Vollmondnacht. Acht Reiter, die glänzende Rüstung mit einem geölten Tuch eingewickelt, damit sie wie Reisende wirkten und man das Klappern der Plattenpanzer nicht hören konnte. So schöpften selbst unsere besten Wachen keinen Verdacht und ließen sie bis zur Dorfgrenze passieren. Die blanken Schwerter, unter der schweren Kluft verborgen, sahen sie natürlich auch nicht. Sie ritten in unser Dorf , der erste zog seine Klinge und reckte sie dem vollen Mond entgegen. Das Licht des Mondes fing sich in der Klinge und sie sah so rein aus, dass man fast nicht glauben konnte, wie vielen Menschen sie schon den Tod brachte.
Sie haben alle getötet Savara.. alle. Du kennst unser Dorf und weist wie groß es ist. Acht erbärmliche Männer haben sie alle ehrlos und hinterhältig ermordet, so schnell, dass niemand die Chance hatte Alarm zu schlagen. Der einzige der ihnen entkommen ist bin ich, weil ich gerade mit Sachaka durch die Wüste ritt. Die grausame Wahrheit entdeckte ich erst, als ich an der Hütte des Dorfältesten vorbeikam. An der Wand Hing eine teure Schriftrolle. Sie haben das ganze Dorf des Hochverrates angeklagt und sie alle hingerichtet. Der König selbst hat sein Siegel auf dem Siegellack hinterlassen. ER hat es unterschrieben, das Todesurteil für so viele Männer, Frauen und Kinder. Die acht waren königliche Reiter. Sie hatten ein Exempel statuiert. Unser Dorf als schlechtes Beispiel vorgeführt und dadurch gleichzeitig den anderen Stämmen gedroht. Ich habe sie alle gewarnt und jetzt ziehen sie wieder umher wie sie es einst taten, bevor sie sesshaft wurden.“
„Alle?“ Skarel nickte und fing Savara auf die zusammengebrochen war.
Nali stand nur geschockt da und flüsterte vor sich hin, bevor sie in einem Weinkrampf zu Boden glitt. Benjamin nahm sie in den Arm und tröstete sie. „Ach, die arme Kleine“, dachte er. „Sie glaubte noch an die Gerechtigkeit, selbst einen letzten Funken, der aber schon vor langer Zeit nicht mehr zu dem grausamen König gehörte. Sie hatte noch nie Kontakt mit einem seiner Ritter gehabt. Sie stellte sich Ritter immer noch als engelsgleiche Helden in glänzender Rüstung vor, die für das Recht kämpften, aber Benjamin kannte die feinen Herren besser. Er hatte sie erlebt, nach dem feinen Speisen und den Trinkgelagen, die regelmäßig bei Hofe stattfanden. Wie sie dann nach Mädchen grapschten und ihnen unter den Rock fassten. Wenn die jungen Mägde versuchten sich zu befreien, oder um Hilfe zu schreien, schlugen sie sie mit der behandschuhten Hand. Das hübsche Gesicht platzte dann Auf wie eine Reife Frucht, die niemand pflücken konnte, weil de Ritter das Haus der Bauersfrau niedergebrannt hatten, die sonst die wohlschmeckende Frucht zu süßen Kuchen verarbeitet hätte.
Benjamin kannte sie, die feinen Herren. Schlimmer als jeder Bettler auf der Straße, der nie zu solcher Grausamkeit imstande wäre.
Und an diesem Tag schwor sich Benjamin, dass Nali etwas derartiges niemals passieren würde.

„Und wo willst du genau hin, Skarel?“, fragte Savara. „Nun, das weiß ich noch nicht genau.“ „Du kannst doch bei uns bleiben!“ , bot Selena ihm an. Doch Skarel wehrte ab. „Ich will euch nicht zur Last fallen.“ „Ach was, an dem Tag an dem du uns zur Last fällst, springen alle Kerkertüren auf und der König verreckt an einem Knöchelchen, dass sich in seine Luftröhre bohrt und ihn ersticken lässt.“ „Wie kann ich euch jemals dafür danken?“, fragte Skarel. Selena antwortete für Benjamin. „Aber das ist doch überhaupt kein Problem. Aber wenn du dich nützlich machen willst kannst du mit Varel Feuerholz holen gehen. Die Nächte in der Wüste sind eben so gefürchtet ,wie die Hitze am Tage.“

Als die beiden von der Klippe trotteten schluchzte Nali immer noch in Benjamins Armen. Schließlich hob er sie auf und trug sie zu ihrem Zelt. Noch bevor er den Zelteingang öffnete war sie eingeschlafen und selbst im Schlaf entrang sich ihren fast geschlossenen Lippen ab und zu ein gedämpftes Schluchzen. Skarels Neuigkeiten waren nicht für Nalis Ohren gemacht gewesen. Selbst in dem sonst so ruhigen Benjamin war ein unbändiger Hass aufgestiegen. Als Skarel aber geendet hatte, blieb nur noch tiefe Traurigkeit zurück. Nali hatte es noch schlimmer erwischt als ihn.

Als sie jedoch ein paar Stunden später von Efry aus dem Zelt getragen wurde, hellwach und auf seinem Rücken sitzend, war sie schon wieder fröhlich und aufgeweckt wie immer. Benjamin nahm sich vor, sich bei Efry zu bedanken. Er war sich sicher, dass er derjenige war der Nali während ihren Träumen beschützt hatte und sie tröstete. Keiner kannte Nali besser als Efry und es war offensichtlich, dass sie nur wegen ihm nun wieder so unbeschwert auf die Welt sehen konnte, wie sie es in diesem Augenblick tat.

Dienstag, 25. Oktober 2011

In Tenebra IV)

IV) Ungetüme und Keksdosen

„Na ja setz dich erst einmal hin und ruhe dich aus. Du musst ja eine anstrengende Reise hinter dir haben. Warte, ich hol dir was zu Essen. „Vielen Dank, Benjamin“, entgegnete Skarel. Nach der langen Reise war er tatsächlich froh etwas ausruhen und etwas essen zu können.“
Nali hockte immer noch in der hintersten Ecke ihres Zeltes und wunderte sich , wo der Kampflärm blieb, als Benjamin ganz langsam durch den Zelteingang spähte und Nali beim Namen rief, um sie nicht zu erschrecken. „Ben? Bist du das? Ein Glück ! Was ist draußen los? Es ist so still...“ „ Ach mein kleines, wie du dir wahrscheinlich schon gedacht hast, war die ganze Aufregung umsonst.“ „Hey, sag das Efry, der hat sich auf mich gestürzt! Ja, ich weiß, dass du es nur gut gemeint hast mein großer...“ Letzteres sagte sie zu ihrem Schatten.
Efry lebte schon lange in Nalis Schatten, sehr lange. Seine Rasse und sein Alter sind unbekannt. Aber seid ihrer schicksalhaften Begegnung vor einigen Jahren spielte er Nalis Beschützer. Efry hatte den Körperbau einer Raubkatze, mit einem Kopf, der dem Schädel einer Echse glich. Efry hatte schwarze Haut und kein Fell. Wo dieses seltsame Wesen herkam wusste keiner der Reisegefährten und Benjamin bezweifelte selbst, dass es Nali wusste. Jedenfalls liebte Efry seine kleine Nali und für Nali war Efry so wie so ihr allerliebstes Lieblingswesen
„Na ja Ben, wer oder was ist denn nun eigentlich das Gruselmonster aus dem Gebüsch?“, fragte Nali schließlich Benjamin , denn wie immer siegte früher oder später doch ihre Neugierde über ihre Ängstlichkeit. Benjamin wusste das und ebenso wusste er auch, dass in solchen Momenten meist Efry derjenige war, der Nali beruhigte und sie davon abhielt in unnötige Gefahrensituationen zu schlittern, wofür Benjamin ihm sehr dankbar war. Nali war für Ben, wie sie Benjamin schon lange nannte, und seine Schwester Selena längst eine kleine Schwester geworden und in Ben fand Nali den großen Bruder, den sie sich schon immer gewünscht hatte.
„Nun, das „Gruselmonster“ war nur ein alter Bekannter von mir und ein Kindheitsfreund von Savara :“ „Ist der nett?“, fragte sie. Nali wahr immer etwas misstrauisch und es dauerte sehr sehr lange Zeit, bis sie einem Menschen Vertrauen entgegenbrachte.
„Ja, er ist freundlich und höflich, nicht wie Varel. Ich denke du wirst ihn mögen lernen. Also wie siehts aus Kleines? Kommst du mit? Du hast fünf Beschützer, wobei ich dir verspreche, dass du heute morgen nicht einen davon brauchen wirst.“
„Ja Moment ich hol nur noch schnell einen Keks... Ich hab doch noch gar nichts gefrühstückt heute Morgen.“
Benjamin verkniff sich das Lachen und beließ es bei einem leichten Schmunzeln. Ja Nali mochte Kekse gerne... sehr gerne. „Ist gut, ich warte auf dich.“
Als Nali wieder mit der Keksdose aus dem Zelt auftauchte, konnte er sich das Lachen aber doch nicht mehr verkneifen. Als Varel sah, wie Nali mit der Keksdose in der Hand aus dem Zelt getappt kam, nutzte er die Gunst der Stunde um sie zu necken, eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. Was aber eigentlich niemand so lustig fand wie er selbst.
„Na, da ist ja Nali, wo kommst du denn her? Hattest du etwa Angst?“ Selena gebot diesem Unsinn schnell Einhalt, indem sie Varel einen gut gezielten Klaps auf den Hinterkopf verpasste.
Nali sah den Fremden, fand nichts sonderlich furchterregendes an ihm ( Sie hatte immerhin selbst rote Augen, auch wenn die glänzend orange Farbe wesentlich beeindruckender war als ihr leuchtendes Rot ) und so siegte einmal wieder die Neugierde: „Wer ist denn das?“, fragte sie , worauf Skarel sich verbeugte und antwortete: „Ich bin Skarel, Krieger ersten Ranges und Wachhauptmann meines Dorfes. Und mit wem habe ich de Ehre?“
„Ui, Wachhauptmann“, Nali bekam große Augen. Der könnte ja vielleicht doch nicht so nutzlos sein wie er aussieht. „Ich bin Nali“ sagte sie und versuchte Skarels Verbeugung nachzuahmen, was aber bei ihr eher tollpatschig als elegant aussah.
„Und die beiden Augen da gehören meinem Beschützer Efry.“
Erschrocken wich Skarel zurück, denn im Schatten des Mädchens wahren tatsächlich zwei rot leuchtende Augen aufgetaucht, die ihn misstrauisch musterten. Aber als sich aus Nalis Schatten eine nachtschwarze , flimmernde Kreatur erhob, riss Skarel nun seinerseits die Augen auf und seine Kinnlade klappte herunter, was nun auch nicht mehr elegant aussah. Nali fragte sich, was denn so erstaunlich war, dass es selbst diesen gestandenen Krieger die Fassung kostete, drehte sich um und hielt nach einem Monstrum Ausschau. Als sie keines finden konnte, schaute sie mit schief gelegtem Kopf in die Runde. Nali konnte einfach nicht begreifen, warum jeder außer ihr zunächst einmal Angst vor Efry hatte.. er war doch so lieb und nett.. und knuffelig.
In diesem Moment hörte sie Efrys Stimme in ihrem Kopf: „Nali, was denkst du so? Ich finde er sieht ganz brauchbar aus. Außerdem hat er eine gewisse Ähnlichkeit mit dir, wenn ich mir so die Zähne und Augen betrachte.“ „Ja, geht so... so doof find ich ihn auch nicht und guck mal die orangen Augen.. sieht recht süß aus... aber du bist ja ein Kerl, deswegen kannst du das natürlich nicht verstehen !“ „Nur weil ich ein Männchen bin ist meine Wahrnehmungsweise nicht vollkommen verschoben.“ „Ach, vergiss es...“
So, nun hatte Nali es geschafft. Skarel verstand jetzt gar nichts mehr, denn er konnte das Gedankengespräch der beiden ja nicht hören.“ „Efry findet, dass du lieb aussiehst“, sagte Nali da ganz unverblümt.
Benjamin sah den fragenden Gesichtsausdruck Skarels. „Also Skarel, das ist Efry. Er lebt in Nalis Schatten und kann nur mit ihr reden, also wundere dich bitte nicht, wenn Nali mit ihrem Schatten redet. Er ist eigentlich ein Recht angenehmer Reisegefährte, wenn du nicht gerade versuchst Nali etwas anzutun.“ „Nein, das hatte ich wahrlich nicht vor !“ In Nalis Kopf meldete sich Efry zu Wort. „Das will ich ihm auch geraten haben.“ „Nali überhörte das und bestätigte: „Ja Efry ist ein ganz ganz Lieber.“
Savara fand einmal wieder den Ernst der Situation und fragte Skarel erneut, welche Neuigkeiten er denn nun brächte.

Montag, 24. Oktober 2011

In Tenebra III)

III) Der Fremde

Auf der Stelle herrschte im Lager absolute Stille. Selena nahm ihren Bogen von ihrem Rücken, spannte die Sehne auf , legte einen Pfeil an und zielte auf das Gebüsch. Benjamin hatte einen feurigen Phönix auf dem Arm sitzen, Varel zückte seine Dolche und Savara hatte längst ihren Säbel gezogen und blickte mürrisch in die Runde wie eigentlich immer und …. „Wo zur Hölle steckt eigentlich Nali schon wieder ?!“ fragte Benjamin, als er gerade ein gedämpftes „Hier“ aus Nalis Zelt vernahm. Nali wurde beim ersten Anzeichen von Gefahr von Efry , der aus ihrem Schatten gesprungen war, gepackt und ins Zelt befördert worden, wobei er mehr schlecht als recht im Zelt gelandet war... und Nali unter sich begraben hatte, wobei sie nur ein gedämpftes „urks“ herausbrachte, bis sie einigermaßen zu Atem kam und ihren Beschützer mit großem Kraftaufwand und reichlich Geschimpfe und Gefluche von sich herunter schieben konnte.
Savara war schließlich diejenige die den ernst der Situation wieder zur Sprache brachte und mit fester Stimme den Unbekannten aufforderte, sich zu zeigen. „Wer auch immer da hinter diesem mickrigen Strauch kauert, sollte sich jetzt besser offenbaren, wenn er nicht von Pfeilen durchlöchert, aufgeschlitzt , enthauptet und zu einem klitzekleine Häufchen Asche verbrannt werden will!“ Savara war also von der ganzen Situation mal wieder komplett angenervt.
„Schon gut, ich komme ja schon raus. Wie konnte ich auch so naiv sein zu glauben ich könnte mich an dich heranschleichen um dich zu überraschen?“

Da trat ein junger Mann aus dem spärlichen Gestrüpp, das in einer Felsspalte genügend Tau gefunden hatte, um der brennenden Sonne ein paar Blättchen entgegenzustrecken. Er hatte flammend rotes Haar und orangefarbene Augen. Er war einfach fremd. Er bewegte sich anmutiger als ein normaler Mensch, sah anders aus als ein normaler Mensch und selbst in seiner Sprache konnte man einen deutlichen Akzent wahrnehmen, den er scheinbar nicht loswurde. Bewaffnet war der Fremde mit einem Stab an dessen Ende ein kleiner, roter, tränen-förmiger Kristall hing, der ihn als Wachhauptmann seines Stammes auswies. An seiner Seite stand eine überdimensionierte stachelige Echse, die ihm dem Sattel auf ihrer schuppigen Haut nach zu urteilen als Reittier diente.
„Vielen Dank, meine liebe Sachaka, wenn du möchtest, kannst du zurückkehren. Richte den Ältesten bitte aus, dass ich zurücktrete und wohl eine Zeit wegbleiben werde , aber auch, dass ich die Feuerträne behalten werde. Wir sehen uns.“ Nach diesen Worten drückte die große Echse ihren Kopf sanft gegen die Schulter des Fremden , was ihn dennoch fast umwarf.
„Wie lange habe ich dich nicht mehr gesehen meine liebe Savara? Es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit.“ Nun dies war einer der wenigen Augenblicke in ihrem Leben in denen Savara die Fassung verlor. Zunächst stand sie erstarrt wie eine Salzsäure in der Mitte der Sandsteinklippe und zog einen, wie ihr alter Bekannter fand, ganz reizenden Flunsch um im nächsten Moment auf ihn zuzurasen und ihn zu umarmen, als wollte sie ihn nie wieder loslassen.
„Wahhh ! Savara, du brichst mir mal noch die Knochen !“ „Sieh an.. Skarel, was machst du denn hier?“ „Die bessere Frage wäre wohl , was machst DU denn hier, Benjamin? Ich dachte dein Gebiet wären eher die Städte? Und mit wem reist du eigentlich hier umher in dieser gottverlassenen Wildnis?“ „Nun ja.. da wären Savara, die du ja zu kennen scheinst, Varel, Selena, meine Schwester und das Paar roter Augen da hinten im Zelteingang gehört Nali. Aber nun erzähl mal, was dich hierher führt!“
„Neuigkeiten..“

Sonntag, 23. Oktober 2011

In Tenebra VII)

VII) Der Hinterhalt

Am nächsten Morgen brach die Truppe wieder auf, was Nali überhaupt nicht gefiel. Sie wollte für immer auf der Lichtung mit dem kleinen See und dem hohen Wasserfall bleiben und sich von den süßen Beeren ernähren, die überall um ihr Lager zu finden wahren.
Mit jedem Tag, an dem sie wieder von Bäumen umgeben waren wurde Varel zunehmend nervöser und auch Skarel und Savara wurde es immer unbehaglicher zu Mute.
Noch einige Tage liefen sie ohne besondere Vorkommnisse durch den Wald. Auch hier mieden sie das Herz des Gebietes in dem die wildesten Tiere behaust waren. Bald fingen auch Benjamin und Selena an unter Verfolgungswahn zu leiden und noch ein paar Tage später war sogar Nali nur noch ein einziges Nervenbündel. Hinter jedem Busch sahen sie auf einmal Schatten, hinter jedem Baum eine geduckte Gestalt. Doch wie sie der vermeintlichen Bedrohung näher kamen lösten sich die Schatten im Nichts auf.
Später machte Savara die Gefährten auf ein Knacken im Unterholz aufmerksam, worauf alle stehen blieben , ihre jeweiligen Waffen zogen und Sachaka und Efry sich zum Sprung bereit auf den Boden kauerten. Da hörten sie ein Knirschen. Das Knirschen eines Bogens von minderer Qualität der eindeutig nicht angemessen der Kräfte des Schützen ausgesucht wurde. Das Geräusch wiederholte sich von allen Richtungen her; sie waren umzingelt. Auf ein unhörbares Kommando sirrten die ersten Pfeile durch die Luft , die gegen einen magischen Schild prallten, den Skarel in letzter Sekunde Hochriss. „ Das war knapp. Fast hätten de uns durchlöchert.“ Savara war einmal wieder die Nüchternheit in Person und sprach ohne Furcht und Aufregung. Nali dagegen schrie erschrocken auf und versteckte ihren Kopf zwischen ihren Knien. Doch da flog ein rot leuchtender Pfeil auf sie zu, der Skarels Schutzschild durchschlug. Sachaka sah den Pfeil und stürzte sich auf ihren Herren. Skarel setzte schon zu einer Schimpftirade an, als er den Pfeil in einem Baums stecken sah, gerade da, wo vor Sekunden noch sein Kopf war. „Nun, das schreit nach Gegenwehr!“ stellte Varel erzürnt fest. Selena schoss vier Pfeile ab, die Benjamin mit der Macht der Elemente versah. Nach dieser gewaltigen Attacke stand nur noch ein einziger Gegner der hinter einem magischen Schild kauerte. „So nun steht es acht gegen einen . Komm jetzt da raus oder wir durchlöchern dich !“ Wen wunderte es.. Savara war schon wieder angenervt, wie eigentlich immer, wenn es zu sinnlosen Kampfhandlungen kam. Schließlich trat der letzte Gegner doch hinter dem Strauch hervor, hinter dem er sich auf den Boden gekauert hatte und ergab sich ohne Gegenwehr.
Gerade als Skarel den Schild sinken lies flogen Nadeln auf die Freunde zu, die mit einem starken Schlafmittel getränkt waren.
Das letzte was Nali sah war, wie alle ihre Freunde zusammenbrachen, mit Ausnahme von Efry, bei dem das Gift keine Wirkung zu haben schien.

In Tenebra I) + II)

I) Ein Neuer Tag

„Hey, Wach auf !“
„Hmmmmmm?“
„Steh auf und komm mit !“
„Warum um alles in der Welt weckst du mich zu so einer frühen Urzeit? Ich habe gerade so schön geträumt von...“
„Interessiert mich nicht ! Jetzt beeil dich doch mal... jedes Faultier hat ja mehr Bewegungsdrang als du!“
„Ja ja schon gut... jetzt lass mich alleine, ich muss mich umziehen !“

Am Tag bin ich normalerweise mit einer bunten Mischung aus halblangen Röcken und Hosen sowie
etlicher Oberteile aus allen nur erdenklichen Stoffen anzutreffen und da es in diesen Regenwäldern am Tage einfach nur schreiend heiß war, entschied ich mich spontan für einen bunten Faltenrock und ein leichtes Oberteil aus Samt, wie es die Wüstenvölker trugen.
Zweckmäßig eingekleidet putze ich mir natürlich noch die spitzen Zähnchen, damit sie auch so weiß schimmernd bleiben, wie sie sind. Ein letzter Blick in die Wasserschüssel, zwei verschlafene rote Augen blitzen mich an... Okay alles in bestem Zustand soweit.. noch schnell durchs Haar gekämmt... ja ich denke so kann ich mich den anderen zeigen.

Dermaßen zurecht-gezupft schob ich langsam den Kopf aus dem Zelt, was von außen einer verschlafenen Schildkröte sehr ähnlich sehen musste, die gerade ihren Kopf aus dem Panzer streckt um den Morgen zu begrüßen. Zumindest den Blicken nach zu Urteilen, die mir meine Reisekameraden entgegen warfen … und dem schallenden Gelächter nach zu Urteilen.
Mit großen Augen betrachtete ich das Panorama, das sich mir in diesem Augenblick bot.

II) Die Wüste

Der durch den Wind aufgewirbelte Sand stach Nali in den Augen. Da sie bei Nacht angereist waren, und dazu auch noch der Tag des schwarzen Mondes war, hatten sie sich ihren Weg im Fackelschein suchen müssen, ohne auch nur eine Hand weit sehen zu können.
Nun sah Nali zum ersten mal, dass sie ihre Zelte auf einer Klippe aufgeschlagen hatten. Einer hohen Klippe, für Nalis Geschmack ein wenig zu hoch, viel zu hoch.
„Guten Morgen Nali, du Schlagmütze“, begrüßte sie Varel. Noch völlig verschlafen kroch sie nun vollends aus dem Zelt. „Ist es denn schon Zeit fürs Mittagessen?“, fragte sie. Varel krümmte sich vor Lachen. „Ach du liebe Güte, es ist ziemlich früh morgens wie du sicherlich, selbst als Jägerlaie am Stand der Sonne gesehen hast.“ „Oh“, antwortete sie darauf und blickte nun doch einmal empor in den Himmel. „Moment mal... waren da nicht mal Bäume im Weg?“
Jetzt vielen auch Benjamin und Selena in Varels lautes Gelächter ein, die gerade am Rand der Klippe aufgetaucht waren. „Guten Morgen Nali“- „Guten Morgen euch beiden !“. Dann erklärte Selena Nali, dass sie die Wüstengrenze schon während ihres nächtlichen Marsches überschritten hatten.
„Hey ihr drei, lasst Nali in Ruhe! Denn zunächst einmal kann sie gar nichts von dem Übergang mitbekommen haben, da sie auf Efrys Rücken gelegen und geschlafen hat und zweitens hat sie Recht, ohne selbst davon zu wissen. Vor zwei Jahren nämlich standen genau an dieser Stelle noch Bäume von gigantischem Ausmaße und dort drüben in der Schlucht wand sich ein Fluss der Wüste entgegen, der jetzt vollkommen ausgetrocknet ist... die Wüste wächst in furchterregendem Tempo“
Das war Savara, wie immer, der Ernst in Person. Sie stammt von einem der Wüstenvölker ab und es gibt niemanden, der sich in dieser gottverlassenen Wüste besser auskennt als sie. Das wusste der Rest der Gruppe auch und sie waren froh, Savara dabeizuhaben. Sie hatte sie schon mehrere Male mit ihrem Wissen aus brenzligen Situationen gerettet.
Außer Savara bestand die Gruppe noch aus Varel, der erst in der letzten Stadt zu ihnen gestoßen war, Benjamin, dessen jüngerer Schwester Selena , Nali und ihrem Beschützer Efry der in Nalis Schatten lebt und den nur sie alleine als Stimme in ihrem Kopf hören konnte.
Zusammen bildeten sie einen exotischen und chaotischen Haufen, der aber dennoch überraschend gut mit den größten Schwierigkeiten fertig wurde.

„Savara, wen meinst du eigentlich mit Efry? Etwa das stumme Monstrum, das in Nalis Schatten lebt und niemanden an sie heranlässt?“, fragte Varel.
Bei seinen letzten Worten waren in Nalis Schatten zwei rote Augen aufgetaucht, die Varel böse anfunkelten. Wie immer wenn man sich abfällig über ihren Beschützer äußerte, war Nali böse.. sehr böse... „Er ist nicht stumm ! Nur weil du hirnloser Hornochse ihn nicht hören kannst, brauchst du ihn noch lange nicht so zu beleidigen !“ „Ist gut Nali, Kleines. Wir wissen, dass du Efry liebst wie nichts anderes auf dieser Welt.“ Wie immer verstand es Benjamin Nali zu beruhigen und sie von unbedachten Handlungen abzuhalten.
Gerade als Nali sich vollends beruhigt hatte raschelte es in der Nähe des Lagers im Gebüsch.