Montag, 24. Oktober 2011

In Tenebra III)

III) Der Fremde

Auf der Stelle herrschte im Lager absolute Stille. Selena nahm ihren Bogen von ihrem Rücken, spannte die Sehne auf , legte einen Pfeil an und zielte auf das Gebüsch. Benjamin hatte einen feurigen Phönix auf dem Arm sitzen, Varel zückte seine Dolche und Savara hatte längst ihren Säbel gezogen und blickte mürrisch in die Runde wie eigentlich immer und …. „Wo zur Hölle steckt eigentlich Nali schon wieder ?!“ fragte Benjamin, als er gerade ein gedämpftes „Hier“ aus Nalis Zelt vernahm. Nali wurde beim ersten Anzeichen von Gefahr von Efry , der aus ihrem Schatten gesprungen war, gepackt und ins Zelt befördert worden, wobei er mehr schlecht als recht im Zelt gelandet war... und Nali unter sich begraben hatte, wobei sie nur ein gedämpftes „urks“ herausbrachte, bis sie einigermaßen zu Atem kam und ihren Beschützer mit großem Kraftaufwand und reichlich Geschimpfe und Gefluche von sich herunter schieben konnte.
Savara war schließlich diejenige die den ernst der Situation wieder zur Sprache brachte und mit fester Stimme den Unbekannten aufforderte, sich zu zeigen. „Wer auch immer da hinter diesem mickrigen Strauch kauert, sollte sich jetzt besser offenbaren, wenn er nicht von Pfeilen durchlöchert, aufgeschlitzt , enthauptet und zu einem klitzekleine Häufchen Asche verbrannt werden will!“ Savara war also von der ganzen Situation mal wieder komplett angenervt.
„Schon gut, ich komme ja schon raus. Wie konnte ich auch so naiv sein zu glauben ich könnte mich an dich heranschleichen um dich zu überraschen?“

Da trat ein junger Mann aus dem spärlichen Gestrüpp, das in einer Felsspalte genügend Tau gefunden hatte, um der brennenden Sonne ein paar Blättchen entgegenzustrecken. Er hatte flammend rotes Haar und orangefarbene Augen. Er war einfach fremd. Er bewegte sich anmutiger als ein normaler Mensch, sah anders aus als ein normaler Mensch und selbst in seiner Sprache konnte man einen deutlichen Akzent wahrnehmen, den er scheinbar nicht loswurde. Bewaffnet war der Fremde mit einem Stab an dessen Ende ein kleiner, roter, tränen-förmiger Kristall hing, der ihn als Wachhauptmann seines Stammes auswies. An seiner Seite stand eine überdimensionierte stachelige Echse, die ihm dem Sattel auf ihrer schuppigen Haut nach zu urteilen als Reittier diente.
„Vielen Dank, meine liebe Sachaka, wenn du möchtest, kannst du zurückkehren. Richte den Ältesten bitte aus, dass ich zurücktrete und wohl eine Zeit wegbleiben werde , aber auch, dass ich die Feuerträne behalten werde. Wir sehen uns.“ Nach diesen Worten drückte die große Echse ihren Kopf sanft gegen die Schulter des Fremden , was ihn dennoch fast umwarf.
„Wie lange habe ich dich nicht mehr gesehen meine liebe Savara? Es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit.“ Nun dies war einer der wenigen Augenblicke in ihrem Leben in denen Savara die Fassung verlor. Zunächst stand sie erstarrt wie eine Salzsäure in der Mitte der Sandsteinklippe und zog einen, wie ihr alter Bekannter fand, ganz reizenden Flunsch um im nächsten Moment auf ihn zuzurasen und ihn zu umarmen, als wollte sie ihn nie wieder loslassen.
„Wahhh ! Savara, du brichst mir mal noch die Knochen !“ „Sieh an.. Skarel, was machst du denn hier?“ „Die bessere Frage wäre wohl , was machst DU denn hier, Benjamin? Ich dachte dein Gebiet wären eher die Städte? Und mit wem reist du eigentlich hier umher in dieser gottverlassenen Wildnis?“ „Nun ja.. da wären Savara, die du ja zu kennen scheinst, Varel, Selena, meine Schwester und das Paar roter Augen da hinten im Zelteingang gehört Nali. Aber nun erzähl mal, was dich hierher führt!“
„Neuigkeiten..“

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