Sonntag, 23. Oktober 2011

In Tenebra I) + II)

I) Ein Neuer Tag

„Hey, Wach auf !“
„Hmmmmmm?“
„Steh auf und komm mit !“
„Warum um alles in der Welt weckst du mich zu so einer frühen Urzeit? Ich habe gerade so schön geträumt von...“
„Interessiert mich nicht ! Jetzt beeil dich doch mal... jedes Faultier hat ja mehr Bewegungsdrang als du!“
„Ja ja schon gut... jetzt lass mich alleine, ich muss mich umziehen !“

Am Tag bin ich normalerweise mit einer bunten Mischung aus halblangen Röcken und Hosen sowie
etlicher Oberteile aus allen nur erdenklichen Stoffen anzutreffen und da es in diesen Regenwäldern am Tage einfach nur schreiend heiß war, entschied ich mich spontan für einen bunten Faltenrock und ein leichtes Oberteil aus Samt, wie es die Wüstenvölker trugen.
Zweckmäßig eingekleidet putze ich mir natürlich noch die spitzen Zähnchen, damit sie auch so weiß schimmernd bleiben, wie sie sind. Ein letzter Blick in die Wasserschüssel, zwei verschlafene rote Augen blitzen mich an... Okay alles in bestem Zustand soweit.. noch schnell durchs Haar gekämmt... ja ich denke so kann ich mich den anderen zeigen.

Dermaßen zurecht-gezupft schob ich langsam den Kopf aus dem Zelt, was von außen einer verschlafenen Schildkröte sehr ähnlich sehen musste, die gerade ihren Kopf aus dem Panzer streckt um den Morgen zu begrüßen. Zumindest den Blicken nach zu Urteilen, die mir meine Reisekameraden entgegen warfen … und dem schallenden Gelächter nach zu Urteilen.
Mit großen Augen betrachtete ich das Panorama, das sich mir in diesem Augenblick bot.

II) Die Wüste

Der durch den Wind aufgewirbelte Sand stach Nali in den Augen. Da sie bei Nacht angereist waren, und dazu auch noch der Tag des schwarzen Mondes war, hatten sie sich ihren Weg im Fackelschein suchen müssen, ohne auch nur eine Hand weit sehen zu können.
Nun sah Nali zum ersten mal, dass sie ihre Zelte auf einer Klippe aufgeschlagen hatten. Einer hohen Klippe, für Nalis Geschmack ein wenig zu hoch, viel zu hoch.
„Guten Morgen Nali, du Schlagmütze“, begrüßte sie Varel. Noch völlig verschlafen kroch sie nun vollends aus dem Zelt. „Ist es denn schon Zeit fürs Mittagessen?“, fragte sie. Varel krümmte sich vor Lachen. „Ach du liebe Güte, es ist ziemlich früh morgens wie du sicherlich, selbst als Jägerlaie am Stand der Sonne gesehen hast.“ „Oh“, antwortete sie darauf und blickte nun doch einmal empor in den Himmel. „Moment mal... waren da nicht mal Bäume im Weg?“
Jetzt vielen auch Benjamin und Selena in Varels lautes Gelächter ein, die gerade am Rand der Klippe aufgetaucht waren. „Guten Morgen Nali“- „Guten Morgen euch beiden !“. Dann erklärte Selena Nali, dass sie die Wüstengrenze schon während ihres nächtlichen Marsches überschritten hatten.
„Hey ihr drei, lasst Nali in Ruhe! Denn zunächst einmal kann sie gar nichts von dem Übergang mitbekommen haben, da sie auf Efrys Rücken gelegen und geschlafen hat und zweitens hat sie Recht, ohne selbst davon zu wissen. Vor zwei Jahren nämlich standen genau an dieser Stelle noch Bäume von gigantischem Ausmaße und dort drüben in der Schlucht wand sich ein Fluss der Wüste entgegen, der jetzt vollkommen ausgetrocknet ist... die Wüste wächst in furchterregendem Tempo“
Das war Savara, wie immer, der Ernst in Person. Sie stammt von einem der Wüstenvölker ab und es gibt niemanden, der sich in dieser gottverlassenen Wüste besser auskennt als sie. Das wusste der Rest der Gruppe auch und sie waren froh, Savara dabeizuhaben. Sie hatte sie schon mehrere Male mit ihrem Wissen aus brenzligen Situationen gerettet.
Außer Savara bestand die Gruppe noch aus Varel, der erst in der letzten Stadt zu ihnen gestoßen war, Benjamin, dessen jüngerer Schwester Selena , Nali und ihrem Beschützer Efry der in Nalis Schatten lebt und den nur sie alleine als Stimme in ihrem Kopf hören konnte.
Zusammen bildeten sie einen exotischen und chaotischen Haufen, der aber dennoch überraschend gut mit den größten Schwierigkeiten fertig wurde.

„Savara, wen meinst du eigentlich mit Efry? Etwa das stumme Monstrum, das in Nalis Schatten lebt und niemanden an sie heranlässt?“, fragte Varel.
Bei seinen letzten Worten waren in Nalis Schatten zwei rote Augen aufgetaucht, die Varel böse anfunkelten. Wie immer wenn man sich abfällig über ihren Beschützer äußerte, war Nali böse.. sehr böse... „Er ist nicht stumm ! Nur weil du hirnloser Hornochse ihn nicht hören kannst, brauchst du ihn noch lange nicht so zu beleidigen !“ „Ist gut Nali, Kleines. Wir wissen, dass du Efry liebst wie nichts anderes auf dieser Welt.“ Wie immer verstand es Benjamin Nali zu beruhigen und sie von unbedachten Handlungen abzuhalten.
Gerade als Nali sich vollends beruhigt hatte raschelte es in der Nähe des Lagers im Gebüsch.

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