Dienstag, 25. Oktober 2011

In Tenebra IV)

IV) Ungetüme und Keksdosen

„Na ja setz dich erst einmal hin und ruhe dich aus. Du musst ja eine anstrengende Reise hinter dir haben. Warte, ich hol dir was zu Essen. „Vielen Dank, Benjamin“, entgegnete Skarel. Nach der langen Reise war er tatsächlich froh etwas ausruhen und etwas essen zu können.“
Nali hockte immer noch in der hintersten Ecke ihres Zeltes und wunderte sich , wo der Kampflärm blieb, als Benjamin ganz langsam durch den Zelteingang spähte und Nali beim Namen rief, um sie nicht zu erschrecken. „Ben? Bist du das? Ein Glück ! Was ist draußen los? Es ist so still...“ „ Ach mein kleines, wie du dir wahrscheinlich schon gedacht hast, war die ganze Aufregung umsonst.“ „Hey, sag das Efry, der hat sich auf mich gestürzt! Ja, ich weiß, dass du es nur gut gemeint hast mein großer...“ Letzteres sagte sie zu ihrem Schatten.
Efry lebte schon lange in Nalis Schatten, sehr lange. Seine Rasse und sein Alter sind unbekannt. Aber seid ihrer schicksalhaften Begegnung vor einigen Jahren spielte er Nalis Beschützer. Efry hatte den Körperbau einer Raubkatze, mit einem Kopf, der dem Schädel einer Echse glich. Efry hatte schwarze Haut und kein Fell. Wo dieses seltsame Wesen herkam wusste keiner der Reisegefährten und Benjamin bezweifelte selbst, dass es Nali wusste. Jedenfalls liebte Efry seine kleine Nali und für Nali war Efry so wie so ihr allerliebstes Lieblingswesen
„Na ja Ben, wer oder was ist denn nun eigentlich das Gruselmonster aus dem Gebüsch?“, fragte Nali schließlich Benjamin , denn wie immer siegte früher oder später doch ihre Neugierde über ihre Ängstlichkeit. Benjamin wusste das und ebenso wusste er auch, dass in solchen Momenten meist Efry derjenige war, der Nali beruhigte und sie davon abhielt in unnötige Gefahrensituationen zu schlittern, wofür Benjamin ihm sehr dankbar war. Nali war für Ben, wie sie Benjamin schon lange nannte, und seine Schwester Selena längst eine kleine Schwester geworden und in Ben fand Nali den großen Bruder, den sie sich schon immer gewünscht hatte.
„Nun, das „Gruselmonster“ war nur ein alter Bekannter von mir und ein Kindheitsfreund von Savara :“ „Ist der nett?“, fragte sie. Nali wahr immer etwas misstrauisch und es dauerte sehr sehr lange Zeit, bis sie einem Menschen Vertrauen entgegenbrachte.
„Ja, er ist freundlich und höflich, nicht wie Varel. Ich denke du wirst ihn mögen lernen. Also wie siehts aus Kleines? Kommst du mit? Du hast fünf Beschützer, wobei ich dir verspreche, dass du heute morgen nicht einen davon brauchen wirst.“
„Ja Moment ich hol nur noch schnell einen Keks... Ich hab doch noch gar nichts gefrühstückt heute Morgen.“
Benjamin verkniff sich das Lachen und beließ es bei einem leichten Schmunzeln. Ja Nali mochte Kekse gerne... sehr gerne. „Ist gut, ich warte auf dich.“
Als Nali wieder mit der Keksdose aus dem Zelt auftauchte, konnte er sich das Lachen aber doch nicht mehr verkneifen. Als Varel sah, wie Nali mit der Keksdose in der Hand aus dem Zelt getappt kam, nutzte er die Gunst der Stunde um sie zu necken, eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. Was aber eigentlich niemand so lustig fand wie er selbst.
„Na, da ist ja Nali, wo kommst du denn her? Hattest du etwa Angst?“ Selena gebot diesem Unsinn schnell Einhalt, indem sie Varel einen gut gezielten Klaps auf den Hinterkopf verpasste.
Nali sah den Fremden, fand nichts sonderlich furchterregendes an ihm ( Sie hatte immerhin selbst rote Augen, auch wenn die glänzend orange Farbe wesentlich beeindruckender war als ihr leuchtendes Rot ) und so siegte einmal wieder die Neugierde: „Wer ist denn das?“, fragte sie , worauf Skarel sich verbeugte und antwortete: „Ich bin Skarel, Krieger ersten Ranges und Wachhauptmann meines Dorfes. Und mit wem habe ich de Ehre?“
„Ui, Wachhauptmann“, Nali bekam große Augen. Der könnte ja vielleicht doch nicht so nutzlos sein wie er aussieht. „Ich bin Nali“ sagte sie und versuchte Skarels Verbeugung nachzuahmen, was aber bei ihr eher tollpatschig als elegant aussah.
„Und die beiden Augen da gehören meinem Beschützer Efry.“
Erschrocken wich Skarel zurück, denn im Schatten des Mädchens wahren tatsächlich zwei rot leuchtende Augen aufgetaucht, die ihn misstrauisch musterten. Aber als sich aus Nalis Schatten eine nachtschwarze , flimmernde Kreatur erhob, riss Skarel nun seinerseits die Augen auf und seine Kinnlade klappte herunter, was nun auch nicht mehr elegant aussah. Nali fragte sich, was denn so erstaunlich war, dass es selbst diesen gestandenen Krieger die Fassung kostete, drehte sich um und hielt nach einem Monstrum Ausschau. Als sie keines finden konnte, schaute sie mit schief gelegtem Kopf in die Runde. Nali konnte einfach nicht begreifen, warum jeder außer ihr zunächst einmal Angst vor Efry hatte.. er war doch so lieb und nett.. und knuffelig.
In diesem Moment hörte sie Efrys Stimme in ihrem Kopf: „Nali, was denkst du so? Ich finde er sieht ganz brauchbar aus. Außerdem hat er eine gewisse Ähnlichkeit mit dir, wenn ich mir so die Zähne und Augen betrachte.“ „Ja, geht so... so doof find ich ihn auch nicht und guck mal die orangen Augen.. sieht recht süß aus... aber du bist ja ein Kerl, deswegen kannst du das natürlich nicht verstehen !“ „Nur weil ich ein Männchen bin ist meine Wahrnehmungsweise nicht vollkommen verschoben.“ „Ach, vergiss es...“
So, nun hatte Nali es geschafft. Skarel verstand jetzt gar nichts mehr, denn er konnte das Gedankengespräch der beiden ja nicht hören.“ „Efry findet, dass du lieb aussiehst“, sagte Nali da ganz unverblümt.
Benjamin sah den fragenden Gesichtsausdruck Skarels. „Also Skarel, das ist Efry. Er lebt in Nalis Schatten und kann nur mit ihr reden, also wundere dich bitte nicht, wenn Nali mit ihrem Schatten redet. Er ist eigentlich ein Recht angenehmer Reisegefährte, wenn du nicht gerade versuchst Nali etwas anzutun.“ „Nein, das hatte ich wahrlich nicht vor !“ In Nalis Kopf meldete sich Efry zu Wort. „Das will ich ihm auch geraten haben.“ „Nali überhörte das und bestätigte: „Ja Efry ist ein ganz ganz Lieber.“
Savara fand einmal wieder den Ernst der Situation und fragte Skarel erneut, welche Neuigkeiten er denn nun brächte.

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