Donnerstag, 27. Oktober 2011

In Tenebra VI)

 
VI) Ein sehr schöner Ort

Als es dämmerte packten die Freunde ihre Sachen zusammen und begannen ihren langen und beschwerlichen Weg durch die Wüste. Sie mussten bis zum Abend warten, denn tagsüber war es in der weitläufigen Sandhölle so erdrückend heiß, dass man unmöglich weitere Strecken zurücklegen konnte. Nali wurde wie immer von Efry getragen und schlief wie ein Murmeltier, während Benjamin und Savara ständig auf einer großen Landkarte ihren Weg verfolgten und versuchten sich in dem monotonen beige der Wüste zu orientieren. Skarel rettete sie mehrmalig vor aufziehenden Sandstürmen, die ihnen sonst die Haut blutig gescheuert hätten. Der Wachhauptmann schien ein besonderes Talent darin zu haben Wetterveränderungen vorherzusehen, oder aber Nali hatte mit ihrer Theorie recht, die behauptete sie hätte Skarel einige Minuten vor der letzten Sandsturmwarnung mit einem Falken reden gehört.
Nach einigen mehr oder weniger beschwerlichen Tagen kam auch Sachaka, Skarels Weggefährtin zurück. Es war eine große Erleichterung, dass sie endlich einmal ohne die zusätzliche Belastung durch ihr schweres Reisegepäck laufen konnten und Sachaka konnte all ihr Gepäck auf einmal tragen, ohne dass sie in kleinster Weise in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt worden wäre.
Nach zehn Tage schließlich kamen schon wieder Bäume in Sicht und fünf Tage darauf lies nichts in ihrer Umgebung mehr auf die Präsenz einer Wüste schließen. Sie waren nur am Rand der Wüste entlanggelaufen. Die Reise durch das Herz der Sandhölle hätten sie nicht überlebt, da man dort mehrere Tage lang nicht einen einzigen Tropfen Wasser aufgefunden hätte.
Sie begrüßten die Abwechslung und Vielfalt der Waldes, nachdem sie wochenlang nur Sand gesehen hatten. Benjamin, Selena und Nali ergriff eine gewisse Erleichterung, da die drei nicht an die brütende Hitze der Wüstenlandschaft gewohnt sind und nun froh darüber waren, wieder die Schatten spendenden Blätter über ihren Köpfen zu haben. Savara und Skarel fühlten sich wiederum unbehaglich zwischen all den Bäumen, da sie ja in der Einöde bei Nomadenstämmen aufgewachsen waren. Am schlimmsten in den Tagen der Wanderung war allerdings Varel der in jedem Busch ein Versteck für einen Beobachter oder Verfolger sah und den Benjamin nur schwerlich davon abhalten konnte sich auf jedes Tier zu stürzen, das in irgendeiner Weise Lärm erzeugte.
Nach einigen weiteren Stunden der stillen Wanderung legten sie eine Pause an einem kleinen See ein, der von einem Wasserfall gespeist wurde, der sich tosend von einigen hohen Klippen stürzte.
Nali verkündete, dass sie nun schwimmen gehen würde und auch Efry stürzte sich sofort ins kühle Nass. Es platschte zwei mal und beide wurden von dem tiefen blau des Sees verschluckt. Die Wasserfläche war wieder ebenso still und spiegelglatt wie sie noch einige Augenblicke vorher gewesen war.
Nach einiger Zeit machten sich Benjamin und Selena sorgen um Nali und Efry und sprangen ebenfalls in das tiefe Gewässer. Doch auch zu dritt konnten sie keine Spur der beiden entdecken. Doch gerade als sie anfingen sich ernsthaft sorgen um sie zu machen schlug das Wasser ein Stück neben Benjamin Blasen und Nali tauchte daraus hervor während sie das ganze Wasser aus ihren Lungen prustete und hustete. Bei ihrem letzten Anfall kam sogar ein kleiner Fisch zwischen ihren Zähnchen zum Vorschein, der sich schleunigst aus dem Staub machte, als Nali ihn wieder in den Fluss zurück spuckte. Trotz Nalis offensichtlichem Unwohlsein konnten Benjamin, Varel , Selena , Savara und Skarel bei diesem Anblick einen Lachanfall nicht unterdrücken. Alle lachten so herzhaft und lange, wie schon seid langer Zeit nicht mehr.
Als Benjamin wieder zu Atem kam stellte er erstaunt fest: „Nali, ich wusste ja gar nicht, dass du so lange die Luft anhalten kannst!“ „Ich auch nicht“ erwiderte sie, immer noch prustend.
Unter ihr tauchte dann endlich auch Efry auf und trug sie auf seinem Rücken über das Wasser.
Es dauerte eine gewisse Zeit, bis sie Skarel und Savara davon überzeugen konnten ihnen Gesellschaft zu leisten und noch viele weitere Minuten und einiges an Schieben und Ziehen bis letztendlich auch Sachaka davon überzeugt werden konnte, ihren schuppigen Leib dem Wasser zu überlassen.
Erst spät am Nachmittag kroch Nali auf einen Felsvorsprung am Flussufer, rollte sich zusammen wie ein kleines Kätzchen, wobei bei diesem Vergleich die spitzen, weißen Zähnchen ihr Übriges taten, verkündete, dass dies ein sehr schöner Ort sei und schlief kurz darauf ein, während sie die warme Sonne auf ihrem Rücken fühlte. Efry verschmolz wieder mit ihrem Schatten um sich seinerseits von den Strapazen des Tages zu erholen. Nach kurzer Zeit gesellte sich auch Sachaka zu ihnen , streckte ihren schuppigen und stacheligen Körper der Länge nach aus und lies sich ebenfalls von der warmen Nachmittagssonne, die noch hoch am Himmel stand, wärmen.

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